Freistaat Fuchsen

Moderne Zeiten

Moderne Zeiten

Geschichte Fuchsens in 10 Bänden

von Nigggo Ebert
Pottyland B.Ü.C.H.E.R.-Verlag
2. Auflage 2010
PBBN: 1-2-10024081-10-7

Textauszug

Um 1900 herum befand sich das Gebiet, des heutigen Freistaates Fuchsen, in einer Art Umwälzungsprozess. In Folge der Industrialisierung (s. auch "Industrialisierung Fuchsens im 19. Jahrhundert") änderten sich die Arbeits- und Lebensverhältnisse auf drastische Art und Weise.

Nach der Boom-Phase der Wirtschaft im Großherzogtum Schnitzelberg, kam es zur explosionsartigen Bevölkerungsvermehrung in den großen Städten wie Randficht, Klapsmühltal, Gartenspartenkirchen und Eisenstadt, was zu einer schrittweisen Vereinheitlichung von Kultur und Sprache unter dem Verlust regionaler Unterschiede kam. Da es zwischen dem Kaufbachsch, dem Suidfuxense, dem Seeisch (Gebiet um Eisenstadt), dem Langenweilerisch oder dem gehobenen Schnitzelisch kaum sprachliche Schnittmengen gab, wurde vermehrt die bisher als trivial und plump geltende fuchsische Sprache gesprochen. Infolgedessen verbreitete sich das Fuchsisch über das gesamte Großherzogtum, zuerst wurde es zur dominanten Sprache in den Städten, später setzte es sich auch in den ländlichen Gebieten durch, wo die Entwicklung noch schneller voran ging, weil die unteren Gesellschaftsschichten, wie gesagt, schon seit jeher dem Fuchsisch geneigt waren.

Somit wurde Fuchsisch im Jahr 1904 zur offiziellen Amtssprache des Großherzogtums Schnitzelberg erhoben. Seitdem war "Fuchsen" eine trivialisierte Bezeichnung für das Großherzogtum, dies war jedoch in gehobenen Kreisen mehr als verpöhnt, so dass Großherzog Schnitzelberg VII. 1909 das "Gesetz gegen die fälschliche Bezeichnung des Großherzogtums" erließ, welches bis zu 5 Jahre Zuchthaus vorsah. Strafen wurden jedoch nur in Ausnahmefällen verhängt.

Auf Grund der Konzentration von Wirtschaft und Forschung in den Städten, stiegen somit auch Macht und Einfluss der adligen Oberschicht, welche sich fortschreitend gegen die Zentralmacht des Großherzogs und die Steuerbehörden in Randficht wandten. Im Geheimen schlossen sich einige Adelsfamilien zusammen und bauten seit 1910 erst kleinere Milizen zur Selbstverteidigung und später sogar mehr oder minder große Armee auf, die sie nicht, wie es traditionell seit Jahrhunderten gehandhabt wurde, dem Oberbefehl des Großherzogs, sondern verwalteten ihr Militär selbst.
Am Hof des Großherzogs in Randficht hörte man schon seit längerem davon, aber offizielle Beweise lagen erst 1913 vor, als es schon viel zu spät war. In der "Depesche von Randficht" forderte Großherzog Schnitzelberg VII. die Adelsfamilien auf "dem vaterlandslosen Treiben" ein Ende zu bereiten und "das Militär wieder dem rechtmäßigen Oberbefehl seiner Majestät und Hüter des Staates zu unterstellen." Das Ultimatum zum Jahreswechsel 1913/1914 ließen die aufständigen Adligen verstreichen und bauten parallel ihre Verteidigungslinien auf.
Noch in diesem Winter kam es zu ersten Scharmützeln von Royalisten und Seperatisten.

[...]

Schon seit Jahrhunderten war es nicht mehr zu kriegerischen Auseinandersetzungen im Winter gekommen, da man im Großherzogtum sehr viel Wert auf militärische Disziplin, aber auch auf ehrenhafte und faire Schlachten legte. So verbot sich der Kampf im Winter, wegen mangelhafter Truppenversorgung und Begleiterscheinungen, wie körperlichen Erfrierungen oder Mangel an (flüssigem) Trinkwasser.

Dem separatistische Adel war dieses Tabu bewusst und sie konnten davon ausgehen, dass der Großherzog seine Truppen erst zum Beginn des Frühlings abmarschbereit zusammengezogen haben würde. So begannen sie ihren Krieg mit einem überaschungsangriff am 02.02.1914 auf die großherzögliche Festung Altenstein bei Egenloh. Daher ging der Konflikt des Adels gegen den Großherzog auch unter dem Namen "Altensteiner Krieg" in die Geschichte ein.

Nach kurzer Belagerung fiel die völlig unterbesetzte und unvorbereitete Festung mit all ihren Waffenlagern in die Hände der Adelsfamilien, die in vielen kleineren Schlachten bis zum April 1914 das komplette Land zwischen Klapsmühltal und Kaufbach unter ihre Kontrolle bringen konnten.

Der Großherzog - völlig überfordert mit den Ausmaßen, die der Krieg annahm - überließ am 19. April 1914 das Oberkommando über das Heer und die Marine seinem Sohn Prinz Schnitzelberg VIII., der schon damals als militärisch recht begabt galt.
So wurde der weitere Vormarsch der rebellischen Truppen vorerst gestoppt und es entwickelte sich ein langer und blutiger Grabenkampf, der sich mit nur marginal verschobenen Fronten bis zum Jahr 1920 hinzog.

Schnitzelberg VIII. erkannte recht schnell, dass ein Sieg weniger durch zahlenmäßige überlegenheit, als viel mehr durch technischen Fortschritt und die Taktiken der modernen Kriegsführung zu gewinnen war. So wurde beispielsweise ab 1916 viel Geld in die Weiterentwicklung von Flugzeugen gesteckt, so dass 1919 der erste überflug von Bad Elisenburg über das besetzte Kaufbach und wieder zurück nach Bad Elisenburg durchgeführt wurde.

Im Jahr 1920 kam wieder Bewegung in die Fronten. Die Flotte, die bisher die Seestraße zwischen Bad Elisenburg und Kaufbach geschützt hatte, wurde mit Landetruppen bestückt und nahm am 15. Mai des Jahres deutlich sichtbar für die separatistische Rebellen Kurs von Fruckshaven nach Nollen, so dass die Verteidigungsarmee, die in Kaufbach stationiert war, relativ hastig mehrheitlich ihre Stellungen verließ, um mit Hilfe der Bahn nach Nollen zu eilen und den Angriff abzuwehren.
Als diese Verteidiger sich jedoch auf freiem Gelände fortbewegten, griff die bisher unbekannte Luftwaffe an und rieb große Teile dieser Armee auf, während die Schiffe ihren Kurs änderten und direkt auf Kaufbach zusteuerten.
Die Flugzeiten waren exakt so eingetaktet, dass die Flieger nach Bad Elisenburg zurückkehren, auftanken und aufmunitionieren konnten und dennoch vor den Schiffen in Kaufbach auftauchen konnten. Somit wurde abermals ein großer Teil der kaufbachschen Verteidigung aufgerieben und die Landtruppen konnten die Stadt ohne großen Verluste innerhalb von Stunden vollständig einnehmen und nach Süden hin absichern.

Am 01. Juni 1920 setzte sich wiederum die großherzogliche Armee im weiten Süden in Bewegung, umging die weiten und breiten Befestigungsanlagen der Rebellen, die das Flachland von Backburg bis Neu Ramfeld überzogen, indem sie das Gebirge unverhofft an seiner höchsten Stelle überwinden konnten und dann direkt in Backburg einmarschierten. Hier teilte sich die Armee. Der kleinere Teil verblieb zur Verteidigung in Backburg, der größere Teil marschierte weiter auf Klapsmühltal, wo sich das Hauptquartier der Rebellentruppen befand. In dieser "Doppelschlacht bei Backburg und Klapsmühltal" wurde am 17. Juni die III. Unabhängige Armee vernichtend geschlagen und das Großherzogtum errang einen großen Sieg.

Im Westen des Großherzogtums gingen die Adligen hingegen zu einem durch immer mehr Bürgerliche, also Industrielle und Kaufleute gestützte, Partisanentaktik über, die den Altensteiner Krieg bis zum Jahr 1924 andauern ließ. Erst durch die Zugeständnisse des neuen Großherzogs Schnitzelberg VIII. wurde der Konflikt beigelegt und es kehrten nach 10 Jahren des Kampfes wieder Ruhe, Ordnung und Frieden in das Großherzogtum ein.

Diese Zugeständnisse sahen unter anderem die Stiftung wissenschaftlicher-großherzöglicher Universitäten in allen großen Städten, sowie eine direkte Beteiligung der herrschenden Klasse an deren Errungenschaften vor. Damit war jedoch für einige Zeit technischer Fortschritt auf der einen und die Zementierung der Klassengesellschaft auf der anderen Seit gesichert.

[...]

Schon während des Altensteiner Krieges reifte in der Bevölkerung des Großherzogtums der Wunsch nach umfangreicheren Frauenrechten. Gerade weil im Krieg die Mehrheit der Männer im Dienst einer der beiden Seiten unter militärischem Befehl stand, lag es in den Händen vieler Frauen für die Familien zu sorgen, die Wirtschaft in Gang zu halten und nicht zuletzt die Waffenproduktion zu organisieren.

Nach dem Ende des Krieges fiel es vielen Frauen sichtbar schwer auf die neue Verantwortung zu verzichten. In "Frauenkreisen", wie man die vielen mehr oder minder organisierten Treffen der weiblichen Bevölkerungsteile von männlicher Seite spöttisch nannte, lehrten sich Frauen untereinander das lesen, diskutierten über Kultur, Politik und Geschichte und schufen so eine Subkultur, die dem vermeintlich stärkeren Geschlecht übel auf den Bauch schlug, so dass viele Männer ihren Frauen verboten an solchen Treffen teilzunehmen. Dies entsprach zu jener Zeit auch den Gesetzen des Großherzogtums. Die Gleichberechtigung der Frauen, war für viele männliche Bürger einfach unvorstellbar.

Die Frauen ließen sich von den Verboten ihrer Männer jedoch zumeist kaum aufhalten und durch eine dichte Vernetzung der Frauenkreise in Randficht, gelang der Frauenbewegung im Mai 1926 etwas bisher einzigartiges: Ein Frauenstreik.
Am 1. Mai 1926, also dem traditionellen Tag der Arbeit verweigerten viele Frauen in Randficht ihren Männern die Zubereitung der Mahlzeiten, wuschen keine Wäsche, stopften keine Löcher, putzten nicht die Wohnung und einige ganz Verwegen verweigerten sogar den ehelichen Beischlaf, der an einem Feiertag zu einem üblichen Brauch geworden war.
Die Männer waren außer sich.
Mancheiner sah gar den Zerfall der Gesellschaft und die Verrohung aller Sitten kommen.
Letztendlich war es der Kirche des FSM zu verdanken, die dem Aufbegehren der Frauen eine Absolution erteilte. In seiner Predigt erklärte Pastapapst Oregano II.: "Ich erinnere an das Dritte Am Liebsten Wäre Mir's "Am liebsten wäre mir, wenn ihr die Leute nicht danach beurteilen würdet, wie sie aussehen oder wie sie sich anziehen oder wie sie reden. Seid einfach nett zueinander, okay? Ach, und kriegt es endlich in eure Dickschädel: Frau = Mensch. Mann = Mensch. Gehüpft wie gehoppelt. Das eine ist nicht besser als das andere. Es sei denn, es geht um Mode, denn die habe Ich exclusiv den Frauen sowie ein paar Männern überlassen, die den Unterschied zwischen Veilchenblau und Violett kennen." Dies sind die Worte des Fliegenden Spaghettimonsters und sprechen für sich selbst."

Nach dieser Predigt verflog der Hass auf die Frauenbewegung schrittweise und die Frauenrechte nahmen Gestalt an. Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters war auch die erste Relgionsgemeinschaft im Großherzotum, welches von anfang an beiden Geschlechtern religiöse Titel ermöglichte, auch wenn der patriarchaischen Gesellschaftsstruktur folgend, die Mehrheit der Geistlichen durch Männer repräsentiert wurde.

Die Meilensteine der schnitzelbergischen Frauenbewegung wären ohne die Kirche des FSM und die politische Unterstützung durch die Sozialdemokratie wahrscheinlich niemals möglich gewesen:
  • 1927: Frauen dürfen auch ohne Erlaubnis des Mannes das Haus verlassen, selbst, wenn es nicht dem Zweck der häuslichen Pflichterfüllung dient.
  • 1928: Frauen dürfen auch nach dem vollendeten 23. Lebensjahr alleine Leben, wenn sie dies möchten.
  • 1929: Frauen dürfen an Universitäten frei studieren, so langer ihr Mann keine Einwände hat.
  • 1930: Einwände des Mannes dürfen kein Studium mehr untersagen.
  • 1931: Frauen wird es gestattet Auto zu fahren und eine Laufbahn im mittleren öffentlichen Dienst anzustreben.
  • 1932: Frauen dürfen die Scheidung einreichen und eine Privatklage gegen ihren Mann führen, wenn dieser sich unrechtmäßig verhalten hat.
  • 1933: Für Frauen sind nun alle Laufbahnen im öffentlichen Dienst möglich, ausgenommen ist nur der Militärdienst.
  • 1934: Im Großherzogtum Schnitzelberg wird der Frauentag eingeführt.